Förderung des metakognitiven Bewusstseins im Selbststudium mithilfe des Reflexionstools "Learning Journal"
Tatjana Vogel
Fakultät Kulturwissenschaften
Institut für Diversitätsstudien
Veranstaltung: Seminar "Leseunterricht digital: Lesekompetenzförderung mithilfe digitaler Medien"
Problemstellung
Im letzten Durchgang des Seminars ist aufgefallen, dass ein Teil der Studierenden trotz Unterstützung Schwierigkeiten hat, den eigenen Lernprozess in einem Seminar, ohne wöchentliche Präsenz, zu organisieren. Da das Seminar als Flipped Classroom konzipiert ist, ist das Selbststudium (vgl. Kleß 2017) aber von besonderer Relevanz für den Lernprozess.
Darüber hinaus scheinen die durch Corona bedingten Onlinesemester Studierende vor eine noch größere Herausforderung zu stellen, ihren Lernprozess zu planen, zu reflektieren und zu regulieren.
Angaben zur Lehrveranstaltung
- Digitales BA-Seminar im Flipped Classroom-Modell
- 39 Studierende aller Lehrämter
- sehr heterogenes Vorwissen, unterschiedliche Studienzeitpunkte
Learning Outcome im Rahmen des Seminars:
Die Studierenden entwerfen und präsentieren ein geeignetes Leseförderkonzept für ihre Zielgruppe, indem sie
- den Begriff der (digitalen) Lesekompetenz anhand eines geeigneten Lesekompetenzmodells definieren,
- zielgruppenspezifische Diagnoseinstrumente auswählen und anwenden sowie
- geeignete Fördermaßnahmen entwickeln.
Dadurch erlernen und erproben sie die Diagnose der Lesekompetenz ihrer Schülerinnen und Schüler (SuS) und die Entwicklung eines geeigneten Literaturunterrichts für ihren zukünftigen Berufsalltag. Darüber hinaus evaluieren die Studierenden die Leseförderkonzepte ihrer Kommiliton*innen kriteriengeleitet und formulieren ein Feedback.
Ziel des Lehrprojekts
Learning Outcome im Rahmen des Lehrprojekts:
Die Studierenden erstellen Learning Journals in Moodle, in denen sie ihre kognitiven, metakognitiven und ressourcenbezogenen Strategien (vgl. Wild/Schiefele 1994) reflektieren. Dadurch schaffen sie ein Bewusstsein für ihren Lernprozess und lernen, diesen zu regulieren (vgl. Lang 2018).
Vorgehen
Nach einer einführenden Auftaktveranstaltung folgen 3 Themenblöcke mit jeweils einer Reflexion mithilfe des Moodle-Tools Learning Journal. In der Abschlussveranstaltung findet eine gemeinsame Abschlussreflexion zum Learning Journal und Transfer auf die Schule statt.
Ergebnisse
Die vier Einträge der Studierenden im Learning Journal wurden mithilfe der Qualitativen Inhaltsanalyse (vgl. Mayring 2015) in MAXQDA® ausgewertet.
Als zentrale Ergebnisse lassen sich folgende Punkte festhalten:
- Zu Beginn werden Lernstrategien entweder gar nicht angewendet oder nur unbewusst
- Im Laufe des Semesters haben die Studierenden gelernt, Lernstrategien bewusst anzuwenden
- Das Learning Journal wird von den Studierenden als große Lernhilfe und als motivierend beschrieben
- In der Abschlussreflexion gelingt der Transfer auf das weitere Studium sowie der Transfer in die Schule
Feedback:
„Durch die Anfertigung des Learning Journals habe ich mir viel mehr Gedanken über das Aneignen der Materialien gemacht und wie ich am besten vorgehe. Die verschiedenen Lernstrategien haben mir geholfen, meinen Lernprozess zu reflektieren.“
Literatur
- Kleß, Eva (2017). Einstellung von Lehrenden zum Selbststudium. die hochschullehre: Interdisziplinäre Zeitschrift für Studium und Lehre, 3. https://dx.doi.org/10.3278/HSL1701W [Zugriff 05.07.2021]
- Lang, Guido (2018). Using Learning Journals to Increase Metacognition, Motivation, and Learning in Computer Information Systems Education. Information Systems Education Journal, 16(6), 39–47.
- Mayring, Phillipp (2015). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. 12. überarbeitete Auflage. Weinheim: Beltz.
- Wild, Klaus P. & Schiefele, Ulrich (1994). Lernstrategien im Studium: Ergebnisse zur Faktorenstruktur und Reliabilität eines neuen Fragebogens. Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische Psychologie, 15, 185–200.