Zum Inhalt
Zentrum für HochschulBildung
Podcast "Schon gehört?" | Folge 2

Hybride Lehre – Erfahrungen und Perspektiven von Studierenden

Autorinnen: Dalya Kaya & Lara Pauls
Musik: Playground Fun by Ahjay Stelino/Mixkit.co | Cold Day by Diego Nava/Mixkit.co

Für die zweite Folge unseres Podcasts waren unsere studentischen Mitarbeiterinnen wieder auf dem Campus der TU Dortmund unterwegs, um Kommilitonen und Kommilitoninnen zu deren Erfahrungen mit hybrider Lehre im Herbst 2021 zu befragen: Wie waren ihre aktuellen Veranstaltungen gestaltet und welche Herausforderungen haben sich aus ihrer Sicht für sie daraus ergeben? Fazit? Hören Sie hinein in unseren Podcast!

Download (mp3 – 12,5 MB)


Transkript der Folge 2: Hybride Lehre

Moderatorin: Dalya
Interviewpartner*innen: Studierende der TU Dortmund (Namen geändert)

[Start Fröhliche Musik]

Dalya: Hallo und herzlich Willkommen an alle Zuhörer*innen zu unserem Podcast aus der Rubrik "Schon gehört?" mit mir, Dalya.

[Ende Fröhliche Musik]

Dalya: Bis vor kurzem war sie noch belebt: die TU Dortmund und sowohl die Studierenden, die täglich über den Campus liefen, sich in der Mensa trafen oder gemeinsam einen Kaffee tranken, als auch die Lehrveranstaltungen, welche in den Seminarräumen wieder stattfanden, hinterließen den Anschein, dass das universitäre Treiben allmählich zurück in den Präsenzbetrieb kehrt.
Doch trotz der anfänglichen Rückkehr in den alltäglichen Präsenzwahnsinn, wurde es in den letzten Wochen wieder stiller auf dem Campus. Ich würde heute gerne mit Ihnen und den Studierenden, die im Rahmen des Podcasts befragt wurden, einen Rückblick auf die ersten Wochen des Wintersemesters 2021/22 werfen. Im Fokus dieser Folge stehen vor allem die Veranstaltungsformen, welche sich durch die Pandemie ergeben haben und im Speziellen die hybride Lehre. Die Lehrenden waren nämlich dazu angehalten hybride Lehr-Lernszenarien umzusetzen. Aber was ist eigentlich hybride Lehre? Dazu eine kurze Definition: Hybride Lehre in ihrer klassischen Form ist die gleichzeitige und darüber hinaus auch erstrebenswerte gleichwertige Teilnahme von Studierenden in Präsenz und Online. Sowohl die Studierenden in Präsenz als auch diejenigen, die Online teilnehmen, werden aktiv in die Lehrveranstaltung einbezogen. Dabei steht vor allem die Kommunikation und Interaktion im Vordergrund. Hybride Lehre als synchrones Konzept erfordert eine gut durchdachte Konzeption und Überlegungen zur organisatorischen, technischen und didaktischen Rahmung. Es gibt darüber hinaus auch noch weitere Ansätze für hybride Lehrformate. Oftmals findet man hybride Lehre unter dem Deckmantel des Blended Learning Konzepts wieder. Dabei wird die gemeinsame Präsenz – digital und/oder physisch – mit asynchronen Elementen unterstützt und kombiniert.
Wir waren auf dem Campus unterwegs und wollten von den Studierenden wissen, wie ihre aktuellen Lehrveranstaltungen ausgestaltet sind, beziehungsweise waren, welche Herausforderungen sich daraus ergeben haben und welche Lösungsvorschläge sie selbst für die Umsetzung guter Settings haben oder für die bestehenden Herausforderungen sehen.
Unsere erste Frage bezog sich auf den wöchentlichen Universitätsplan der Studierenden. Genauer wollten wir wissen, wie viele Veranstaltungen in Präsenz, Online oder in Mischvarianten, zum Beispiel dem Blended Learning, stattfinden.
Folgende Rückmeldungen bekamen wir auf die Nachfrage hin, wie viele Lehrveranstaltungen wirklich in Form von hybrider Lehre stattfinden.

Studentin Anna:

Ja, also die meisten Veranstaltungen habe ich tatsächlich digital von zu Hause aus, das ist auf jeden Fall die Mehrheit. Ich kann jetzt gar nicht sagen, wie viele das an der Zahl sind. In Präsenz habe ich tatsächlich nur 3 Veranstaltungen in der Woche, die dann aber auch wirklich in Präsenz für alle Studierenden Woche zu Woche stattfinden. Und ich habe noch eine Veranstaltung, die so ein bisschen heraussticht. Da ist es so, dass die Vorlesung vorher aufgenommen wurde, das heißt, die Studierenden können sich die Vorlesung dann, wann sie möchten, über YouTube digital anschauen. Die findet aber nichtsdestotrotz auch wöchentlich im Audimax statt. Das heißt, wenn man möchte, kann man dann auch in Präsenz teilnehmen. Es gibt aber keine aktive Zuschaltung für die Studierenden. Das heißt, auch die Veranstaltung passt tatsächlich nicht genau in die Definition der hybriden Lehre. Also, es ist nicht so, dass die Veranstaltung in Präsenz stattfindet und dann Studierende da auch digital zugeschaltet werden. Von daher habe ich so nach der hybriden Form tatsächlich keine einzige Veranstaltung.

Studentin Chiara:

Tatsächlich habe ich mich dieses Semester gefreut, dass wieder so viele Präsenzveranstaltungen angeboten wurden. Es waren auch zunächst in meinem einen Fach alle Veranstaltungen in Präsenz. Das waren 4 Stück, die wurden jetzt aber wieder ins Onlineformat umgestaltet. Und ansonsten habe ich eigentlich nur reine Online-Veranstaltungen, hybride Veranstaltungen hatte ich bis jetzt gar nicht.

Dalya: Es zeigte sich an den beiden Aussagen der Studierenden, dass innerhalb der belegten Veranstaltungen Mischvarianten umgesetzt wurden, aber auch innerhalb des Wochenplans nahmen die Studierenden an digitalen und Präsenzveranstaltungen teil. Dieser stetige Wechsel von Lehrformaten kann Studierende vor Herausforderungen stellen, die sich vor allem logistisch und räumlich bemerkbar machen. Folgendes wurde uns von Seiten der Studierenden berichtet.

Student Clemens:

Tatsächlich habe ich mich dieses Semester gefreut, dass wieder so viele Präsenzveranstaltungen angeboten wurden. Es waren auch zunächst in meinem einen Fach alle Veranstaltungen in Präsenz. Das waren 4 Stück, die wurden jetzt aber wieder ins Onlineformat umgestaltet. Und ansonsten habe ich eigentlich nur reine Online-Veranstaltungen, hybride Veranstaltungen hatte ich bis jetzt gar nicht.

Dalya: Es zeigte sich an den beiden Aussagen der Studierenden, dass innerhalb der belegten Veranstaltungen Mischvarianten umgesetzt wurden, aber auch innerhalb des Wochenplans nahmen die Studierenden an digitalen und Präsenzveranstaltungen teil. Dieser stetige Wechsel von Lehrformaten kann Studierende vor Herausforderungen stellen, die sich vor allem logistisch und räumlich bemerkbar machen. Folgendes wurde uns von Seiten der Studierenden berichtet.

Student Clemens:

Ich glaube, ich habe auch den großen Vorteil, dass ich in der Nähe der Uni wohne und das wäre da kein Problem. Aber dadurch, dass halt die Online-Veranstaltungen auch überwiegend asynchron sind und diese Tutorien auch, da gibt es mehrere, die man auswählen kann, konnte ich das halt so legen, dass sich da nichts überschneidet.

Studentin Diana:

Ja, also ich habe auch Überschneidungen, da habe ich dann überlegt, wie ich das mache. Ich habe aber auch Vorlesungen wo ich freiwillig daran teilnehmen muss oder wo ich mir das quasi selbst unterschreiben kann, dass ich da teilgenommen habe. Und dementsprechend habe ich die dann quasi zurückgestellt und habe dann an denen teilgenommen, wo man dann auch aktiv was machen muss. Aber ist natürlich nicht optimal, weil ich da dann halt nicht dran teilnehmen kann.

Dalya: Die Aussagen verdeutlichen, dass für die Überwindung von Situationen, in denen Studierende einen eng getakteten Wechsel von Präsenz und digitalen Lehrveranstaltungen oder gar Überschneidungen haben, davon abhängt, ob eine Wahl zwischen den Formaten vor Semesterbeginn möglich ist. Nichtsdestotrotz führen Überschneidungen dazu, dass bereits bei dem Erstellen des Wochenplans der Fokus vor allem auf solchen Veranstaltungen liegt, die besucht werden müssen, im Sinne von zu absolvierenden Studienleistungen.
Hinzu kommt, dass beide Studierenden in diesem Fall einen kurzen Anfahrtsweg zur Universität haben. Jedoch ist die TU Dortmund dafür bekannt, dass sie eine sogenannte "Pendler-Uni" ist. In einem Fall zeigte sich die Problematik durch diese Gegebenheit deutlich.

Studentin Chiara:

Ja, das war tatsächlich zunächst ein Problem, da man erstmal Räumlichkeiten finden muss in der Uni, wo man auch ungestört an Seminaren teilnehmen kann. Am Anfang war das gar nicht gegeben, danach haben die Dozenten oder Dozentinnen sich dann darum gekümmert, dass Räume zur Verfügung stehen, wo man sich reinsetzen kann. Ich habe jetzt das Glück, dass ich an einem Lehrstuhl arbeite und da einen Raum zur Verfügung habe, aber ansonsten war es am Anfang eher schwierig, jetzt ist es in Ordnung.

Dalya: Natürlich stellt auch dieser Fall eine Ausnahme dar, da nicht alle Studierenden auf einen eigenen Arbeitsplatz an der Uni zurückgreifen können. Anlehnend daran, zeigte eine Studierende auf, was gegeben sein müsste, um diese Problematik zu umgehen.

Studentin Anna:

Also, ich glaube Voraussetzung dafür, dass da klappt, wäre erstmal, dass die Uni die Kapazitäten deutlich erweitert, sprich, dass es einfach genügend Räume und Möglichkeiten gibt, wo die Studierenden dann auf dem Campus sich die digitalen Veranstaltungen anhören können und dort auch teilnehmen können – auch aktiv teilnehmen können. Ich habe das jetzt nicht so erlebt, dass es da genügend Räume und Kapazitäten gab. Und ich glaube, es wäre es eine gute Idee, wenn Räume einfach trotzdem gemietet werden, für die jeweilige Veranstaltung – auch wenn sie dann eben nicht in Präsenz, sondern digital stattfinden. Dass man sich einfach trotzdem einen Raum mietet und den zur Verfügung stellt, wo dann eben die Studierenden, die sich an der Uni nun mal aufhalten müssen, sich dann trotzdem reinsetzen können und dann dort eben, ja, an der digitalen Veranstaltung teilzunehmen können.

Dalya: Erstaunlich ist, dass uns keine bzw. keiner der Studierenden bestätigen konnte, dass hybride Lehre, im Sinne unserer Definition, stattfand. Es gab allerdings einen Erfahrungsbericht, den wir gerne mit Ihnen teilen würden, bei dem der Versuch einer hybriden Sitzung unternommen wurde.

Studentin Chiara:

Hybride Veranstaltungen hatte ich bis jetzt gar nicht. Es war so, dass wir in einem Kurs in einer Stunde das mal ausprobiert haben, aber das war auch die einzige Situation in der wir wirklich hybrid gelernt haben. Also, meines Erachtens hat das eigentlich ganz gut funktioniert, aber auf Seiten der Lehrenden ist das immer so ein bisschen ein Dorn im Auge, habe ich das Gefühl. Also, das ist natürlich nicht dieselbe Kommunikation, als wenn alle zusammen in einem Raum sitzen oder alle online irgendwie sich miteinander unterhalten.

Dalya: Auf ihre Schilderung hin interessierten wir uns für die technische Umsetzung dieser Sitzung, welche folgendermaßen ablief.

Studentin Chiara:

Da haben wir es einfach in einem ganz normalen Seminarraum im EF 50 gemacht. Und der Dozent hatte es dann so gestaltet, dass er sich quasi in eine Zoom-Session eingeloggt hat sowie auch alle anderen Studierenden, die online teilgenommen haben und wir dann quasi mit auf seinen Bildschirm geguckt haben, der dann durch den Beamer projiziert wurde. So, genau. Und dann konnten wir halt alle sehen, aber die anderen konnten uns nicht sehen. Ja, das war halt ein bisschen doof.

Dalya: Auch bei diesem Versuch einer hybriden Sitzung wird deutlich, dass diese spontan und ohne technische Ausrüstung nicht vollends umgesetzt werden konnte. Denn die Studierenden, welche digital zugeschaltet waren, hatten nicht die Möglichkeit, die in Präsenz anwesenden Studierenden zu sehen und somit war es nicht gegeben, dass eine Interaktion umgesetzt werden konnte, wie sie in einem reinen Präsenzformat möglich gewesen wäre. Denn was nicht vergessen werden darf ist, dass Lehre so viel mehr als reiner Input von Seiten der Dozierenden ist.

Student Clemens:

Ich meine, das ist ja auch: Lernen ist ja auch viel mehr, ist auch ein sozialer Prozess. Und auch Studieren ist ja viel mehr als nur bloßes Wissen reinprügeln, also da gehört einfach viel mehr dazu. Dass man auch zum Beispiel in die Mensa geht und mit Leuten quatscht und sich austauscht – auch über das Studium. Und das hilft einem auch enorm und ist auch wichtig. Um durchs Studium zu kommen, da braucht man einfach auch Kommilitonen, die man kennt.

Dalya: An dieser Stelle könnte man sich jetzt die Frage stellen: Ob hybride Lehre an der TU Dortmund Zukunft hat?

Studentin Diana:

Also ich glaube nicht, dass es sich hier durchsetzen wird. Weil, also, für mich ist es so, dass ich merke, dass ich in Präsenz einfach besser lernen kann und auch besser zuhöre, dass man einfach nicht so viel hat, was einen ablenkt. Aber digital ist man natürlich ein bisschen flexibler, deswegen, ja ich würde schon sagen, dass es da eine Zukunft für gibt. Aber es ist halt auch das Problem, dass man, wenn man die Kurse wählt, schauen muss, wie es halt passt und wenn man jetzt beispielsweise sagen würde, wir haben hier ein paar Onlineangebote, aber auch welche in Präsenz, da muss man ja trotzdem gucken, wie es zeitlich geht. Und dann auch diese Überschneidung, dass man halt vielleicht eine Veranstaltung vorher online hat und danach in Präsenz, wie man das dann logistisch macht. Also ja, ist ausbaufähig, aber hat auf jeden Fall Potenzial.

Dalya: Hier liefert die Studierende einen guten Anhaltspunkt, welcher verdeutlicht, dass die Universität noch nicht auf dem Stand ist, welcher benötigt wird, um hybride Lehrveranstaltungen umzusetzen. Im Rahmen der Interviews formulierten die Studierenden einige Anmerkungen, welche wir Ihnen an dieser Stelle gerne zusammengefasst vorstellen würden:
Vor allem große Veranstaltungen, wie beispielsweise Vorlesungen, bieten eine gute Möglichkeit für die Umsetzung hybrider Lehre, da in solchen Settings Interaktionen zwischen den Studierenden, aber auch zwischen Dozierenden und Studierenden nicht häufig vorzufinden sind. Für Seminare sahen die Studierenden unter anderem folgende Schwierigkeiten, welche es in Zukunft zu beheben gilt:
Alle der befragten Studierenden bemängelten die Stabilität der Internetverbindung an der Universität. Für einen reibungslosen Ablauf hybrider Lehre müsste diese jedoch gegeben sein. Außerdem müssten alle Räumlichkeiten technisch auf die Weise ausgestattet werden, dass Interaktionen problemlos stattfinden können. Vor allem im Hinblick auf Gruppenarbeiten stellte sich eine Studierende die Frage, wie diese in einem solchen Format umgesetzt werden könnte. Einen konkreten Lösungsvorschlag konnte sie und auch die anderen Studierenden zu diesem Zeitpunkt nicht liefern, da es den Anschein macht, dass Studierende der TU Dortmund bisher sehr wenige bis gar keine Erfahrungen mit hybrider Lehre – wie wir sie zu Beginn definiert haben – sammeln konnten. Als zukunftsfähig und teilweise auch Wunschvorstellung, wurde eher die Option genannt, dass man sich zu Beginn des Semesters die Veranstaltungen hinsichtlich Präsenz oder digital auswählen kann. Das würde allerdings voraussetzen, dass die Veranstaltungen in beiden Formaten angeboten werden müssten.
Stand jetzt, konnte von Seiten der Studierenden kein Lösungsvorschlag genannt werden, der dazu beitragen würde, hybride Lehre erfolgreich umzusetzen. Spannend wird es sicherlich in Zukunft herauszufinden, ob die Studierenden ihre Sichtweise ändern, sofern sich hybride Lehre an der TU Dortmund etabliert hat.

[Start Weihnachtliche Musik]

Dalya: Wir hoffen, dass dieser Podcast Ihnen einen kleinen Einblick in die studentische Sichtweise hinsichtlich einer hybriden Lehr-Lernform verschaffen konnte und würden uns mit diesen Worten bei Ihnen verabschieden. Vielen Dank fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal bei "Schon gehört?". Wir wünschen Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit!

[Ende Weihnachtliche Musik]