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Zentrum für HochschulBildung
Podcast "Schon gehört?" | Folge 3

Back on Campus – Erfahrungen und Perspektiven von Studierenden

Autorinnen: Lara Pauls, Wiebke Malin Peckedrath & Laura Schulte
Musik: Playground Fun by Ahjay Stelino/Mixkit.co | Dance with Me by Ahjay Stelino/Mixkit.co

In der dritten Folge des Podcasts erzählen Studierende unter dem Motto "Back on Campus" von ihren Erfahrungen mit der Präsenzlehre des Sommersemesters 2022.
Auch dieses Mal waren unsere studentischen Mitarbeiterinnen auf dem Campus der TU Dortmund unterwegs, um ihre Mitstudierenden zu deren Sichtweisen auf die Lehre nach der Pandemie zu befragen: Wie sieht die Präsenzlehre nach der Corona-Pandemie aus? Hat sich das Lehren und Lernen verändert? Und was wünschen sie sich für künftige Semester?

Download (mp3 – 10,6 MB)


Transkript der Folge 3: Back on Campus

Moderatorin: Lara
Interviewpartner*innen: Studierende der TU Dortmund (Namen geändert)

[Start Musik]

Lara: Hallo und herzlich Willkommen an alle Zuhörer*innen zu unserem Podcast aus der Rubrik "Schon gehört?" mit mir, Lara.

[Ende Musik]

Lara: Unter dem Motto "Back on Campus" kehrten Studium und Lehre im Sommersemester 2022 in Präsenz zurück. Während in den vergangenen Semestern aufgrund von Corona ausschließlich digital oder mittels hybrider Angebote gelehrt wurde, soll die Lehre im aktuellen Sommersemester in der Regel wieder in Präsenz stattfinden. Und dies ist bereits nach den ersten Wochen seit Semesterstart deutlich zu spüren, denn seit knapp zwei Jahren findet nun wieder ein Campusleben an der TU Dortmund statt. Endlich wieder Kommilitoninnen und Kommilitonen treffen, sich persönlich austauschen. Lehrveranstaltungen in echten Hörsälen und Seminarräumen, Lernatmosphäre vor Ort und zwischendurch ein paar Worte auf dem Flur wechseln, in der Mensa Mittagessen oder gemeinsam einen Kaffee trinken. Es tut unglaublich gut wieder Leben an der Universität zu sehen, finden Sie nicht auch?
Doch jetzt, wo wir wissen, dass Lehre auch digital funktionieren kann, stellt sich die Frage, wie die Präsenzlehre nach der Corona-Pandemie aussieht und ob sie sich verändert hat. Wir würden heute gerne mit Ihnen einen Rückblick auf die ersten Wochen des Sommersemesters 2022 werfen. Dazu waren wir auf dem Campus unterwegs und wollten von Studierenden unterschiedlicher Fachrichtungen wissen, wie ihre aktuellen Lehrveranstaltungen gestaltet sind, ob sie Veränderungen in der Präsenzlehre wahrnehmen und was sie sich für künftige Semester wünschen würden.
Zuerst einmal zeigte sich, dass die Lehrveranstaltungen der befragten Studierenden in diesem Semester überwiegend in Präsenz gehalten werden. Gelegentlich finden Seminarsitzungen digital über Zoom statt, hybride Angebote gibt es hingegen im Studium der von uns befragten Studierenden nicht. Einige wenige Veranstaltungen werden aufgezeichnet und sind somit im Nachhinein digital abrufbar.
Hat sich nun aber an der Präsenzlehre etwas verändert, und wenn ja, was? Die meisten von unseren Interviewpartner*innen nehmen keine Veränderungen in der Präsenzlehre wahr. So äußerte sich ein Student aus dem Bereich Bau- und Immobilienmanagement beispielshalber wie folgt.

Student Elias:

Nein, leider eigentlich, praktisch gesehen gar nichts. Also die ganzen Lehrstühle und Professoren sind sehr glücklich, dass sie wieder in ihre alten Schema und Muster zurückkönnen und alles wieder so wie vorher machen dürfen. Also das einzige Digitale ist die Power-Point-Präsentation im Hintergrund tatsächlich bei uns.

Lara: Ein Student der Informatik bestätigte seiner Erfahrung nach, dass sich die Präsenzlehre nach der Pandemie nicht grundlegend verändert hat, verwies jedoch auf folgende Neuerung.

Student Daniel:

In der Informatik nicht so viel, aber tendenziell werden mehr Materialien online zur Verfügung gestellt, was aber auch vorher in der Informatik die Regel war. Aber generell, dass es Aufzeichnungen von Vorlesungen oder Veranstaltungen gibt, ist neu auf jeden Fall.

Lara: Zwei Lehramtsstudentinnen konnten in den ersten Wochen des aktuellen Semesters wiederum unterschiedliche Veränderungen spüren.

Studentin Emilia:

Also ich habe das Gefühl, dass Lehre in Präsenz flexibler geworden ist. Gerade dadurch, dass die Pandemie ja immer noch da ist, also Corona ist ja nicht verschwunden, merkt man trotzdem eine Flexibilität von Seiten der Dozierenden aus, einfach aufgrund dessen, dass wenn die Dozierenden dann irgendwie in Quarantäne müssen, weil sie Kontakt zu jemandem hatten oder Ähnliches, dass die Seminarsitzungen dann trotzdem abgehalten werden – dann aber digital. Also dass man jetzt eine Art Ausweichmöglichkeit hat.

Studentin Jule:

Also ich finde schon, dass sich die Präsenzlehre verändert hat, insofern als das einfach unterschiedliche Formate genutzt werden. Also wir sind glaub ich in vielen Kursen weg von dem klassischen Seminar, in dem alle immer anwesend sein müssen und in dem in jeder Sitzung immer etwas Neues erarbeitet wird. Ich habe das Gefühl, in den Seminaren wird viel mehr Freiarbeit gemacht. Also das zum Beispiel in einer Sitzung sich getroffen wird und in der nächsten Sitzung die Studierenden in Gruppen unabhängig vom Standort einfach arbeiten können.

Lara: Auch die Einbettung von nun bekannten, digitalen Tools in den Präsenzlehrveranstaltungen erweist sich inzwischen eher als Ausnahme. Laut Aussagen der Studierenden greifen aktuell nur wenige Dozierende zum Beispiel auf digitale Umfragetools wie Kahoot oder Mentimeter zurück. Daran anlehnend erzählte uns eine Lehramtsstudentin Folgendes.

Studentin Emilia:

Also die Moodle-Räume waren viel aufwändiger teilweise in den Corona-Semestern. Und da waren Umfragen und ganz viele Tools, die Moodle halt bietet, wurden dort genutzt und jetzt ist es tatsächlich so: Es werden die Texte in den Moodle-Räumen hochgeladen, der Seminarfahrplan und eventuell hat man dann noch ein Forum, was aber kein Mensch mehr nutzt, weil man ja mittlerweile auch wieder den Austausch so in den Seminaren hat, aber die Moodle-Räume sind halt wirklich wieder nur noch eine sehr abgespeckte Variante und das find ich eigentlich schade, weil man das alles natürlich viel interaktiver gestalten könnte.

Lara: Selbstverständlich trifft dies nicht auf jeden Studiengang und jede Veranstaltung gleichermaßen zu, was die nachfolgende Aussage einer Studentin hinsichtlich der Nutzung von digitalen Tools noch einmal verdeutlicht.

Studentin Finja:

Also in meiner Mathevorlesung ist jetzt heute beispielsweise eine Zwischenabfrage gekommen, wo Padlets genutzt worden sind. Die sind auch schon in der Übung genutzt worden, wo man einfach eigene Aufgaben erfinden sollte und auch jetzt auch die Zwischenbilanz findet wieder über Padlet statt und da merkt man schon, dass einige Dozierende gerade was diese Reflexionsebene angeht, da auf jeden Fall auch weiterhin auf digitale Tools zurückgreifen.

Lara: Letztlich befragten wir die Studierenden nach der Gestaltung ihrer persönlichen Wunsch-Lehre. Konkret wollten wir wissen, was sie sich für künftige Semester wünschen und welche Elemente der digitalen Lehre aus ihrer Sicht in die Präsenzlehre mitgenommen werden sollten. Besonders im Hinblick auf Vorlesungen zeigte sich dabei ein klares Bild.

Studentin Hannah:

Also ich fände es bei Vorlesungen sehr attraktiv, wenn es eine Online-Möglichkeit gäbe. Dadurch, dass ich auch pendele, wäre das halt für so große Vorlesungen, wo eh der Dozent vorne steht und einfach vorliest, viel einfacher für mich, wenn ich einfach von zu Hause aus online/digital dran teilhaben kann.

Lara: Neben dem Aspekt der Pendelei sind sich alle befragten Studierenden einig, dass Vorlesungen, die oftmals durch reine Inhaltsvermittlungen und eine große Studierendenanzahl gekennzeichnet sind, keinen größeren Mehrwert bieten, wenn sie in Präsenz stattfinden. Vielmehr besteht der Wunsch für künftige Semester, dass Vorlesungen digital oder zumindest hybrid gehalten und im besten Fall aufgenommen werden, um einen späteren Abruf zu ermöglichen. Bei Seminaren herrscht die geteilte Meinung, dass diese weiterhin in Präsenz stattfinden sollten, um den persönlichen und direkten Austausch zu gewährleisten. Auch einen regelmäßigen Wechsel von digitalen Seminarsitzungen und solchen in Präsenz können sich die Studierenden gut vorstellen.
Darüber hinaus wünschen sich viele von ihnen, dass Prüfungen digital durchgeführt werden. Eine Lehramtsstudentin machte in diesem Zusammenhang auf einen entscheidenden Punkt aufmerksam.

Studentin Gabriela:

Also ich habe das in der Online-Lehre so erlebt, dass die Klausurfragen weniger auf stumpfes Auswendiglernen abgezielt haben, sondern mehr kompetenz­orientiert waren. Also dass danach gefragt worden ist, wie man Probleme am besten löst oder wie man Sachen am besten machen kann, anstatt dass einfach nur man ankreuzen muss oder stumpf hinschreiben muss, was man auswendig gelernt hat. Das fand ich persönlich auch fürs Lernen sinnvoller, weil ansonsten kommt es halt einfach sehr schnell zum Bulimie-Lernen, dass man die Sachen für die Klausur lernt, aber sie halt gar nicht richtig anwenden kann hinterher und da würde ich mir halt wünschen, dass man das vielleicht in Präsenz auch anders macht und einfach mehr kompetenzorientierte Aufgaben stellt.

Lara: Neben dem hier angesprochenen Aspekt der Kompetenzorientierung, äußerten zwei Studierende aus dem Bereich Bau- und Immobilienmanagement weitere Wünsche hinsichtlich der Gestaltung künftiger Semester.

Studentin Ida:

Ich würde mir auch wünschen, dass die Lehrstühle sich mehr untereinander abstimmen. Wir hatten eine Veranstaltung, da war auch erst die Überlegung, die digital doch noch durchzuführen dieses Semester. Aber das Ganze ist dann daran gescheitert, dass man eine halbe Stunde vorher noch auf dem Campus eine Veranstaltung hatte und das dann kollidiert wäre. Also es wäre keiner passend online zu dem Meeting gekommen. Das wäre halt wünschenswert, dass das so ein bisschen abgestimmter ist. Und ich würde mir halt auch wünschen, dass jetzt im Bereich der Architektur weiterhin die Pläne digital abgegeben werden können, weil das halt einfacher bei der Korrektur ist, aber auch wahnsinnig Kosten einspart.

Student Elias:

Also wir müssen halt jetzt in unserem Studiengang vor allem Pläne zeichnen, die dann ausgedruckt werden müssen. DINA4 Seite kostet jetzt nicht ganz so viel, aber Pläne werden immer extrem groß ausgedruckt. Da kostet so eine Seite 6 Euro, da bringst du mal 3,4,5, im letzten Semester waren es 20 Seiten, mit – kann man sich dann ausrechnen. Für so ein Projekt, da musst du noch immer mal wieder, zwischendurch so, ja sag ich mal, Studien mitbringen in der Erarbeitungsphase und/oder Modelle bauen tatsächlich auch. Also, wir haben mal grob überschlagen, du kommst in so einem Semester ganz schnell mal auf einen vierstelligen Betrag, den du einfach sparst, weil du einfach die Dinge digital am PC erarbeitest, digitales Modell baust, und nicht Material kaufen musst zum Beispiel.

Lara: An dieser Stelle sei noch einmal erwähnt, dass die hier dargestellten Äußerungen sicherlich nur einen kleinen Einblick in die studentische Sichtweise verschaffen und sich nicht verallgemeinern lassen. Insgesamt zeigte sich große Zufriedenheit bei den befragten Studierenden darüber, dass Lehre nun wieder in Präsenz stattfindet. Es stellte sich jedoch heraus, dass die meisten von ihnen das Gefühl haben, dass Veranstaltungen dort weitergeführt werden, wo sie vor der Pandemie aufgehört haben. Dabei haben sich Möglichkeiten und Vorteile im Zuge der digitalen Lehre ergeben, die aus Sicht der Studierenden mit in die Präsenzlehre eingebunden werden sollten.
Es bleibt deshalb zu hoffen, dass die Lehrinhalte künftig der Lehrform angepasst und die Perspektiven und Wünsche der Studierenden bei der Gestaltung der Lehrveranstaltungen mitberücksichtigt werden.

[Start Musik]

Lara: Wir hoffen, dass Ihnen dieser Podcast gefallen hat, und würden uns mit diesen Worten bei Ihnen verabschieden. Vielen Dank fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal!

[Ende Musik]