ChatGPT & Co. – Sparringspartner und Treiber der Kompetenzorientierung
Gemeinsam mit 31 Lehrenden aus fast allen Fakultäten der TU Dortmund haben wir – das Team Hochschuldidaktik – die Möglichkeiten von ChatGPT getestet. Ziel war es, Einsatzfelder zu identifizieren und Strategien für den Einsatz von ChatGPT und anderen KI-basierten Tools zu entwickeln.
ChatGPT & Co. als Sparringspartner von Lehrenden und Studierenden
Bei der Vorbereitung von Lehrveranstaltungen kann ChatGPT als erste Anlaufstelle zur Ideengenerierung dienen. Workshopteilnehmer Oliver findet zum Beispiel die Verwendung von "ChatGPT bzw. KI als Sparringspartner zur Erstellung von Seminarplänen und -sitzungen sehr, sehr hilfreich". Und nicht nur für Lehrende kann ChatGPT den ersten Aufschlag übernehmen. Auch Studierenden kann ChatGPT als Sparringspartner dienen, z. B. um die Angst vor dem leeren Blatt zu überwinden. Im Workshop wurde allerdings auch diskutiert, ob die Nutzung von ChatGPT bei der Generierung erster Ideen möglicherweise dazu führt, dass die eigene Kreativität reduziert wird und eigenständiges Denken und Arbeiten von KI-Tools abhängig wird.
Kritisch diskutiert wurde auch, ob ChatGPT & Co. die Leistungsunterschiede zwischen den Studierenden verstärken. Die gemeinsame Erprobung von ChatGPT hat gezeigt, dass die Prompts – die Eingaben zur Steuerung der KI-Tools – die Qualität der Ergebnisse maßgeblich beeinflussen. Ob Chained Prompting oder One-shot Prompting – die Formulierung von Prompts stellt eine Herausforderung und damit eine in der Lehre zu fördernde Kompetenz dar. Aber auch die Bewertung der KI-generierten Ergebnisse erfordern fachliches Wissen: Alle Teilnehmenden stellten fest, dass die Outputs des Chatbots fehlerhaft, unvollständig oder oberflächlich sein können. Je nach Fragestellung, Themengebiet und Prompt waren die Ergebnisse in dem Test qualitativ sehr unterschiedlich.
Unser Fazit zur Integration von KI-Tools in die Lehre: ChatGPT & Co. sind gute Sparringspartner zur Ideengenerierung, aber es benötigt Kompetenz und Wissen, um gute Ergebnisse mithilfe der KI generieren und diese beurteilen zu können. Diese Kompetenzen zu fördern, wird in Zukunft Aufgabe der Lehre sein.
ChatGPT & Co. als Treiber der Kompetenzorientierung
ChatGPT wird die Lehre in Richtung Kompetenzorientierung verändern – so die gemeinsame Prognose aus dem Workshop. Die Teilnehmerin Magdalena fasst es im Workshop folgendermaßen zusammen: "Die Nutzung von KI erfordert höhere Kompetenzstufen, um mit Hilfe von Reflexionskompetenzen, kritischem Denken und fachlichem Wissen die Antworten von KI einschätzen zu können". Aus Sicht von Workshopteilnehmer Christoph müssten neue kompetenzorientierte Prüfungsformen mit neuen Bewertungskriterien geschaffen werden, die auch dazu geeignet sind, Problemlösungs- und Argumentationsfähigkeiten sowie kritisches Denken zu prüfen. Vor allem Haus- und Abschlussarbeiten sind von ChatGPT betroffen. Patrick von der Fakultät für Informatik meint dazu: "Bei der Wahl von Themen für Abschlussarbeiten sollten KI-Tools daher sicherlich als Plausibilitäts-Test herangezogen werden, um zu verhindern, dass das gesamte Thema ausreichend mit Hilfe von KI-Tools abgearbeitet werden kann". Tina aus der Journalistik sieht eine Lösungsstrategie für Haus- und Abschlussarbeiten darin, zusätzlich ein Protokoll zur Dokumentation bzw. Reflexion des Schreibprozesses durch die Studierenden zu verwenden, das auch in den Bewertungsprozess einfließt. Sie hebt hervor, dass es nun neue Bewertungskriterien für Haus- und Abschlussarbeiten braucht, die auch den Einsatz von KI-basierten Werkzeugen berücksichtigen. Magdalena wies zudem auf die Gefahr hin, dass bei einer Beibehaltung der bisherigen Instrumente zur Leistungsmessung eine zunehmend positivere Bewertung der Abschlüsse erfolgen könnte.
ChatGPT & Co. – wie geht es weiter?
Zahlreiche Einsatzszenarien von ChatGPT & Co. wurden im Workshop diskutiert, in einer Selbstarbeitsphase weiterentwickelt und werden aktuell erprobt oder sollen im Wintersemester 2023/24 erprobt werden. Ein häufig genanntes Einsatzszenario war, mit den Studierenden die eigenen Antworten mit den von ChatGPT generierten Lösungen zu vergleichen. Ziel dieses Szenarios ist, dass die Studierenden die von ChatGPT generierten Lösungen vor dem Hintergrund fachlicher Kriterien beurteilen können. Das zweite Einsatzszenario adressiert die Kompetenz, Prompts zu formulieren, um "ChatGPT als Google-Alternative bzw. Google-Ergänzung" (Teilnehmer Tim) nutzen zu können.
Im Workshop wurde deutlich, dass die Lehrenden ähnliche Erkenntnisse und Erfahrungen mit den Tools gewonnen haben, dass aber der Einsatz im Detail in den einzelnen Fächern geprüft und mit den Lernzielen der Lehrveranstaltung rückgekoppelt werden muss.
Eine weitere Idee ist, eine fakultätsübergreifende Arbeitsgruppe an der TU Dortmund zu bilden, um sich über aktuelle Entwicklungen und Erfahrungen mit KI-Tools kontinuierlich auszutauschen und Handlungsstrategien für die Lehre zu entwickeln. Wer Interesse hat, an dem Austausch teilzunehmen, kann sich gerne bei uns melden (Ansprechpartner: Tobias R. Ortelt).