Forschung braucht (Peer-)Feedback
Dr. Dennis Steffan
Fakultät Kulturwissenschaften
Institut für Journalistik
Veranstaltung: Wissenschaftliches Masterprojekt (Masterstudiengang Journalistik)
Herausforderung
Forschendes Lernen ist ein hochschuldidaktisches Konzept, bei dem Studierende die verschiedenen Schritte des Forschungsprozesses durchlaufen (Huber, 2009). Dabei wird von den Studierenden ein hohes Maß an Eigenverantwortung und Selbstständigkeit verlangt, das sie oftmals vor große inhaltliche und organisatorische Herausforderungen stellt (Huber & Reinmann, 2019). Durch (Peer-)Feedbackangebote können Probleme in studentischen Forschungsprojekten jedoch frühzeitig identifiziert und die Studierenden dazu befähigt werden, ihre eigene Arbeit und die anderer (kritisch) zu reflektieren.
(Peer-)Feedback hebt die Motivation, führt zu besseren Studienleistungen (Huisman et al., 2019) und einem besseren Wissenschaftsverständnis (Simonsmeier et al., 2020). Im Rahmen des Zertifikatsprogramms "Professionelle Lehrkompetenz für die Hochschule" wurde daher in der Lehrveranstaltung "Wissenschaftliches Masterprojekt" im Masterstudiengang Journalistik mit den insgesamt fünf Studierenden eine Feedbackkultur eingeführt, die die bestmögliche Begleitung eines studentischen Forschungsprojekts ermöglicht.
Learning Outcomes
WAS?
Die Studierenden können ein eigenes wissenschaftliches Forschungsprojekt im Bereich des politischen Journalismus konzipieren und durchführen, indem sie ...
WOMIT?
- ein journalistikwissenschaftliches Problem eigenständig bestimmen,
- eine wissenschaftliche Fragestellung selbstständig entwickeln,
- Feedback geben und nehmen,
- die relevante Forschungsliteratur im Bereich des politischen Journalismus analysieren,
- zentrale Theorien der Kommunikationswissenschaft auf ihr Forschungsproblem übertragen,
- Erhebungs- und Auswertungsmethoden der empirischen Sozialforschung benutzen,
- und ihre Studienergebnisse interpretieren,
WOZU?
um relevante Entscheidungs- und Evaluationskriterien für die Bearbeitung der Masterarbeit anzuwenden und fachliche und soziale Kompetenzen für die redaktionelle Arbeit zu entwickeln.
Methoden
Grundpfeiler des Forschenden Lernens
(Sauer-Groschedl et al., 2021)
- Projektmanagement (Meilensteine definieren)
- Feedbackstrukturen (Exposés, Präsentationen)
- Reflexion
- Dokumentation in Moodle (Protokolle, Codebuch)
- Abschlusspräsentation
(Peer-)Feedback
Vorbereitung
- Feedback als Methode vorstellen
- Angenehmes Arbeitsklima schaffen (durch Kennenlernrunde zu Beginn)
- Kriterien gemeinsam entwickeln
- Regeln festlegen
- Studierende erbringen Leistung
- Rollen zuweisen (Qualitätsprüfende, Kritisierende)
Durchführung
- Arbeitsauftrag klar formulieren
- Feedbackart (schriftlich/mündlich)
- Lehrplattform Moodle nutzen (Gegenseitige Beurteilung)
- (Abschluss-)Präsentationen
Fazit
Die Umsetzung des Lehrprojekts hat gut funktioniert. Insbesondere die gemeinsame Erarbeitung von Bewertungskriterien, die Festlegung von Feedback-Regeln, die Rollenzuweisung und die Formulierung von Arbeitsaufträgen waren zielführend. Die Veranstaltung hat nicht nur zu einem besseren Wissenschaftsverständnis der Studierenden geführt, sondern ihnen mit Blick auf das Berufsfeld Journalismus auch wichtige Impulse gegeben. Einerseits berichten sie als Journalist*innen regelmäßig über wissenschaftliche Ergebnisse und können diese nun besser und vor allem auch kritisch einordnen, andererseits haben sie gelernt, wertschätzendes Feedback zu geben, was eine wichtige soziale Kompetenz im Redaktionsalltag darstellt. Die Evaluationsergebnisse zeigen, dass die Studierenden mit der Lehrveranstaltung sehr zufrieden waren (Gesamtnote: 1,6). Es ist gelungen, sie zu gegenseitigem Feedback zu motivieren (Ø 1,0) und ihnen auch selbst hilfreiches Feedback zu geben (Ø 1,4). Die Studierenden betonen, viel gelernt zu haben (Ø 1,2). Das hat sich vor allem in ihrer Abschlusspräsentation gezeigt, in der sie ihr Forschungsprojekt über Geschlechterunterschiede in der Presseberichterstattung über die Spitzenkandidat*innen im Bundestagswahlkampf 2021 vorgestellt haben. Es kann festgestellt werden, dass das Learning Outcome erfolgreich erreicht wurde und (Peer-)Feedback hierzu einen wesentlichen Beitrag geleistet hat.
Literatur
- Huisman, B., Saab, N., van den Broek, P., & van Driel, J. (2019). The impact of formative peer feedback on higher education students' academic writing: a Meta-Analysis. Assessment & Evaluation in Higher Education, 44(6), 863–880.
- Huber, L. (2009). Warum Forschendes Lernen nötig und möglich ist. In L. Huber, J. Hellmer, & F. Schneider (Hrsg.), Forschendes Lernen im Studium. Aktuelle Konzepte und Erfahrungen (S. 9–35). Universitäts Verlag Webler
- Huber, L. & Reinmann, G. (2019). Vom forschungsnahen zum forschenden Lernen an Hochschulen. Wege der Bildung durch Wissenschaft. Springer VS.
- Sauer-Großschedl, M., Kruse, L., Renth, F. & Großschedl, J. (2021). Gestaltungsspielräume beim Forschenden Lernen – ein Leitfaden für Lehrende: Working Paper der AG Forschendes Lernen in der dghd. Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.
- Simonsmeier, B. A., Peiffer, H., Flaig, M., & Schneider, M. (2020). Peer feedback improves students' academic self-concept in higher education. Research in Higher Education, 61, 706–724.