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Wissen vernetzen in der Pädagogischen Psychologie
Lisa Tometten
Fakultät Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bildungsforschung
Institut für Psychologie
Veranstaltung: Wahlpflichtseminar "Aktuelle Themen der Pädagogischen Psychologie"
Herausforderung & Problem
- Unterschiedliche Einzelthemen (Forschung & Medien) innerhalb der Fachwissenschaft: z. B. Kognitive Hochbegabung, Berufstätigkeit von Müttern, Mehrsprachigkeit, Inklusion
- Beobachtung in der Vergangenheit: Isolierte Betrachtung der Einzelthemen: Die Methodische Güte von Studien wird von den Studierenden nicht als Bezugsrahmen sondern als Einzelaspekt betrachtet
- Ziel: Abrufbarkeit & Anwendbarkeit des im Seminar erworbenen Wissens erhöhen (über das Seminar hinaus für verschiedene Berufsfelder)
Konzepte & Lösungsideen
Wissensintegration (Hammerness et al., 2005) am Beispiel von Lehrpersonen: Studierende müssen
- theoretisches und Faktenwissen besitzen,
- Vorstellungen und Fakten im Rahmen eines konzeptionellen Bezugsrahmens interpretieren und
- ihr Wissen so organisieren, dass der Abruf und die Anwendung unterstützt wird.
Zwei Wege der Integration unterschiedlicher Informationsquellen (Harr et al., 2019)
- Korrespondierende Informationen werden simultan bereitgestellt
- Informationen werden getrennt präsentiert und die Lernenden werden dazu aufgefordert, die Inhalte selbst zu integrieren
- Beide Varianten haben sich als förderlich für die Wissensintegration herausgestellt
- Vorteil: vernetzte Wissensbasis unterstützt die Entstehung adaptiver Expertise (gesteigerte Anwendbarkeit)
- Nachteil: Lehr-Lern-Aktivitäten zur Wissensintegration gehen auf Kosten der Lernzeit
Methoden
Nutzung von Mind Maps (Davies, 2011)
- Prä- & Post-Messung zur Abbildung der Veränderung (siehe Abb. 1: Beispielbild zu gesellschaftlichen Annahmen)
- Ziele: (1) Aufmerksamkeit auf Zusammenhänge richten, (2) Aktivierung von Vorwissen, (3) Interesse wecken, (4) Evaluation des Lernfortschritts
Leitfragen (Harr, et al., 2019) und Zusammenfassung in Online-Lernpadlets (mit vorgegebener Struktur bzw. aus vorherigen Ergebnissen abgeleitet)
- Einsatz von Lernpadlets im Seminar und zur Nachbereitung
Kompetenzmessung (s. Constructive Alignment; Baumert & May, 2013)
- Klausur (MC- und offene Fragen): Fragenkatalog erweitert
- Beispielfrage: Bitte stellen Sie sich vor, Sie bekommen Forschungsgelder für eine groß angelegte Längsschnittstudie bewilligt.
- Für welches der im Seminar besprochenen Themen würden Sie die Gelder nutzen? Bitte erklären Sie, warum Sie sich für dieses Thema entschieden haben.
- Welche Variablen würden Sie in Ihrer Studie untersuchen?
Verbesserungsmöglichkeiten & Evaluation
- Insgesamt sehr positives Feedback durch die Studierenden
- Evaluation des Lernfortschritts evtl. abhängig von der Konstanz der Anwesenheit (z. B. bei Seminaren ohne Anwesenheitspflicht)
- Vernetzende Tools abwechslungsreich gestalten
Literatur
- Baumert, B. & May, D. (2013). Constructive Alignment als didaktisches Konzept – Lehre planen in den Ingenieur- und Geisteswissenschaften. journal hochschuldidaktik, 24(1-2), 23-27.
- Davies, M. (2011). Concept mapping, mind mapping and argument mapping: what are the differences and do they matter?. Higher Education, 62(3), 279-301.
- Hammerness, K., Darling-Hammond, L., Bransford, J., Berliner, D., Cochran-Smith, M., McDonald, M., & Zeichner, K. (2005). How teachers learn and develop. In L. Darling-Hammond & J. Bransford (Eds.), Preparing teachers for a changing world: What teachers should learn and be able to do (pp. 358–389). San Francisco: Jossey-Bass.
- Harr, N., Eichler, A., & Renkl, A. (2019). Lehrexpertise – Integration und Förderung von pädagogischem und psychologischem Wissen. In T. Leuders, M. Nückles, S. Mikelskis-Seifert, & K. Philipp (Eds.), Pädagogische Professionalität in Mathematik und Naturwissenschaften (pp. 207–235). Springer: Wiesbaden.